Hitchcock führte im Zingel Regie

22.12.2024

Am Schluss konnten die Seebner jubeln, während die Aroser im Hintergrund zähneknirschend das Verdikt akzeptieren mussten.
Bild: Marcel Amgwerd

Arosa liess sich vom EHC Seewen erst im Penaltyschiessen bezwingen

Pepi Kälin

Das Spiel wogte hin und her und war an Spannung kaum zu überbieten. Altmeister Hitchcock führte wunderbar Regie. Seewen entschied das erste Drittel für sich, Arosa glich dank Chancen-Wucher seitens Seewens im zweiten Drittel aus. Der dritte Spielabschnitt verlief ausgeglichen und in der Overtime mit Unterzahl hatten die Einheimischen auch das Glück des Tüchtigen. So entschied das Penaltyschiessen  in diesem Nervenkitzel. Sportchef Mike Arnold war natürlich nach dem Spiel zufrieden, meinte aber auch durchaus kritisch: «Grundsätzlich war die Leistung okay, das Start- und Schlussdrittel waren etwas durchzogen, aber im Mitteldrittel haben wir überwiegend sehr gutes Hockey gezeigt. Läuferisch und kämpferisch stimmt es sowieso fast immer, aber was uns noch etwas abgeht ist die Abschlussqualität. Das hat natürlich auch etwas mit den vielen Absenzen zu tun. Ich hoffe, dass wir uns nach diesem gelungenen Jahresabschluss im Januar weiter steigern können und wir dann ein zwingenderes Seewen sehen werden.»

Spiel kämpferisch und tempomässig auf Topniveau

Die Nachwuchsabteilung des EHC Seewen machte den sympathischen Einstieg zu diesem Spitzenspiel im Zingel. Die Jüngsten präsentierten sich auf dem Eis – unter grossem Applaus der tollen Zuschauerkulisse – und zusammen mit ihren Idolen vom Fanionteam  schwörten sie sich vor dem Seewen-Kasten auf dieses Spiel ein. Ein animierter und ausgeglichener Fight entwickelte sich dann zwischen den Schwyzern und den Bündner-Gästen. Die übliche Härte des Rolf Schrepfer-Teams war zu beobachten und sie liessen die Einheimischen kaum Luft zum Atmen holen. Höchste Konzentration war auch nach der Puckabgabe angesagt, denn Checks wurden immer fertig gemacht. Die grösseren Chancen in der Startphase konnten die Gäste aus dem Schanfigg für sich buchen. Wegen eines Cross-Checks kassierte dann Adrian Steiner die erste Strafe des Spiels, aber das Boxplay Seewens war gewohnt souverän. Alsdann folgte die erste Strafe wegen Haltens gegen Arosa. Das Powerplay der Einheimischen war stark, und nach einem Pfostenschuss und einer weiteren Riesenchance erwischte Topskorer Mika Burkhalter mit seinem Schuss – dank eines Ablenkers von Livio Langenegger – den starken Gästegoalie. Dieser Rückstand rüttelte die Gäste erst recht auf und sie drückten auf den Ausgleich, aber bei einem Konter in der 16. Minute war der Energieanfall Adrian Steiners beinahe erfolgreich. Im Gegenzug wehrte Jay-Finn Kobler einen beherzten Schuss von Reto Amstutz mirakulös ab. Es war der erwartet gute und ausgeglichene Spitzenkampf mit wenigen Unterbrüchen und horrendem Tempo.

Fehlende Effizienz weiterhin Thema beim EHC Seewen

Das Mitteldrittel ging im gleichen Stil weiter, ein munteres Hin und Her, aber jetzt mit den eindeutig grösseren Chancen für die Einheimischen. Im Minutentakt waren Dean Schnüriger und je zweimal Mika Burkhalter und Aron Welter knapp am zweiten Treffer dran, aber Goalie Alessio Brun verhinderte weiteres Ungemach für Arosa. So kam es wie es kommen musste: Im zweiten Powerplay – Seewen kassierte eine Zweiminutenstrafe wegen zuvieler Spieler auf dem Eis – skorte Linus Haller  von links ins nahe Eck zum Ausgleich. Das Auslassen der vielen Chancen rächte sich für Seewen einmal mehr. Und so musste man trotz überlegenheit das Mitteldrittel resultatmässig den Gästen überlassen. Das Spiel konnte wieder von vorne beginnen. Und Arosa ging dann sogar im dritten Spielabschnitt glücklich aber schön herausgespielt in Führung. Cool spitzelte am Ende eines tollen Spielzuges Maurin Tosio den Puck aufreizend langsam am guten Kobler vorbei ins Tor. Und kurz darauf beinahe der dritte Treffer für die Gäste, aber diesmal kullerte der Puck am Tor vorbei. Dann war Seewen wieder am Drücker, aber Tore Fehlanzeige. Auch im guten Powerplay wurden Gelegenheiten von Mika Burkhalter und Adrian Steiner ausgelassen. Ein Geschoss von Dean Schnüriger fand den Goalie auf dem Posten und ein beherzter Slap-Shot von Livio Langenegger verfehlte das Tor knapp. Arosa war mit Konter gefährlich. Headcoach Raphael Zahner nahm sein Timeout und Seewen spielte fortan zu sechst ohne Schlussmann. Der Antreiber und am Schluss auch zum besten Spieler der Einheimischen ausgezeichnete Mika Burkhalter liess dann mit dem hochverdienten Ausgleich knapp zwei Minuten vor vermeintlichem Ende den Zingel in einen Hexenkessel verwandeln. Seewen wurde vom tollen Publikum weiter nach vorne gepeitscht und Silvan Schönmann, Livio Langenegger und auch Captain Robin Büeler konnten beinahe noch den Lucky Punch setzen. Jetzt kurz vor der Entscheidung kochten auch die Emotionen hoch und Strafen folgten. In der Overtime klappte Seewens Boxplay bei 3 gegen 4 gut, aber praktisch mit der Schlusssirene fiel beinahe der Siegtreffer für die Gäste. Goalie Jay-Finn Kobler wischte die Scheibe im letzten Moment auf der Linie weg. So musste das Penaltyschiessen über die Vergabe des zweiten Punktes entscheiden. Und diesmal war Seewen das nervenstärkere und glücklichere Team. Adrian Steiner vernaschte den zum Spielschluss als Bestplayer ausgezeichneten Aroser-Goalie mit einem gekonnten Lupfer und Marco Waser tüpfte den Puck ins rechte hohe Eck. Da die Aroser-Schützen allesamt bei Goalie Kobler scheiterten war die perfekte Revanche von Seewen Tatsache. Ein gelungener Jahresendspurt und verdienter und wichtiger Sieg gegen einen direkten Konkurrenten vor der Weihnachts- und Neujahrspause! Am 4. Januar 2025 gehts dann gleich mit einem nächsten eminent wichtigen Spitzenkampf im heimischen Zingel gegen den EHC Thun weiter.

EHC Seewen – EHC Arosa 3:2 n.P. (1:0, 0:1, 1:1,1:0)

Stadion Zingel, Seewen. 845 Zuschauer. Sr. Stefan Weiss, Joel Blatter/Marc Dittli. Tore: 12. Livio Langenegger (Mika Burkhalter, Livio Fischer / Ausschluss Gregory Bedolla) 1:0; 35. Linus Haller (Denis Szczepaniec / Teamstrafe Seewen) 1:1; 46. Maurin Tosio (Luca Gauch) 1:2; 59. Mika Burkhalter (Noé Bachmann, Aron Welter) 2:2; Penalties: Adrian Steiner und Marco Waser für Seewen erfolgreich.
Strafen: 4×2 Minuten gegen Seewen; 5×2 Minuten gegen Arosa.
EHC Seewen: Jay-Finn Kobler; Devin Stillhardt, Robin Büeler; Francesco Gärtner, Livio Fischer; Noé Bachmann, Tim Büeler; Timon Wey; Adrian Steiner, Mika Burkhalter, Livio Langenegger; Jan Schwitter, Dean Schnüriger, Aron Welter; Ramon Schnüriger, Luca Langenegger, Calvin Schleiss; Sandro Steiner, Silvan Schönmann, Marco Waser.
EHC Arosa: Alessio Brun; Cedric Gysi,  Yanik Lichtensteiger; Matteo Tedoldi, Alain Bahar; Noel Wüthrich, Reto Amstutz; Alessandro Togni; Jan Zwissler, David Rattaggi, Gregory Bedolla; Leni Michellod, Linus Haller, Marcell Révész; Luca Gauch, Filiip Cap, Denis Szczepaniec; Nick Pressacco, Tom Frehner, Maurin Tosio.
Bemerkungen: 57:33 Timeout Seewen und ab dann bis 58:06 (Ausgleichstreffer) ohne Torhüter mit sechstem Feldspieler. 63:04 Timeout Arosa.