«Es macht Spass, Profi-Eishockeytrainerin zu sein»

26.10.2022

Ursula Slongo, Profitrainerin bei Hockey Innerschwyz, dem gemeinsamen Förderverein von EHC Seewen und KSC, an der Bande. Sie leitet die wichtige Erfassungsstufe des regionalen Eishockeys. Bild Erhard Gick

Eishockey ist eine Sache der Männerwelt! Weit daneben. Die Girls holen auf, und bei Hockey Innerschwyz, dem EHC Seewen und dem KSC steht mit Ursula Slongo (47) eine Frau an der Bande und trainiert als Profitrainerin Jungs und Girls. Die in Würenlos wohnhafte Ursula Slongo hat auf diese Saison hin einen wichtigen Part in der Ausbildung junger Eishockeytalente bei den drei Vereinen übernommen. Und sie ist diesbezüglich auch etwas Exotin im harten Eishockeysport. Sie ist eine der wenigen Profitrainerinnen in der Schweiz.

Angefangen hat sie beim SCB, dem Verein schlechthin im Nachwuchsbereich. «Dort war ich noch als Miliztrainerin der U9 bis U13 zuständig», sagt sie im Gespräch mit dem «Boten». Dann wechselte sie zum ZSC und schliesslich zu Argovia, wo sie von der Hockeyschule bis zu U17 alle Stufen durchlief. «Dann habe ich als Profitrainerin begonnen und war bis zur Stufe U20 für alle Ligen zuständig», sagt sie weiter. Nach dem Abgang von Fabian Gull als sportlicher Leiter und Chef des Nachwuchses im Verein Hockey Innerschwyz (gemeinsam von EHC Seewen und KSC getragen) wurde eine Nachfolgelösung in der Ausbildungs- und Erfassungsstufe gesucht und mit Ursula Slongo auch gefunden.

Die merkwürdigen Fragen an der Bande

Man ist es gewohnt, dass auf dem Eis und an der Bande «die Herren der Schöpfung» das Sagen haben. «Ich bin hier bei Hockey Innerschwyz gut aufgenommen worden. Man hat sich an mich gewohnt. Aber es war anfänglich für die einen oder anderen schon etwas Aussergewöhnliches, mit einer Frau als Profitrainerin zu arbeiten», schmunzelt die Aargauerin in Diensten des Schwyzer Hockeys. «Man steht oft an der Bande und wird gefragt, ob man die Betreuerin des Teams ist. Hier innerhalb des Vereins ist dies kein Thema, auswärts kann das schon mal vorkommen», sagt Ursula Slongo.

Im Eishockey gehe es nicht um das Geschlecht, sondern um Sachkompetenz. «Klar, als Frau muss man halt besser sein als die Männer. Aber ich habe hier im Verein mit den männlichen wie auch weiblichen Kollegen und Kolleginnen einen sehr guten Austausch, auf und neben dem Eis», hält die Profitrainerin ausdrücklich fest.

Die Freude am Sport ist es, was zählt

Sie wolle in der Erfassungsstufe, das sind Jungs und Mädchen bis zur Stufe U11, Freude am Eishockey und grundsätzlich an der Bewegung vermitteln. «Ich will eine gute Basis legen. Sie sollen unserem Sport möglichst lange erhalten bleiben. So will ich auf jeder Altersstufe eine gute Basis legen, damit die Spieler und Spielerinnen auch in der nächsthöheren Stufe Spass am Eishockey haben.» Man müsse sich bewusst sein, dass man bei dieser Arbeit junge Menschen in ihrem sportlichen Leben begleite. Man wolle sie gezielt zu Teamplayern ausbilden, ihre Stärken fördern und Defizite gezielt angehen, und ihnen mit Respekt und Achtung begegnen, sagt sie zu ihrer Philosophie. «Als Trainerin oder als Trainer sind wir wichtige Bezugspersonen zu den jungen Spielern», hält Ursula Slongo weiter fest.

Bis zu 55 Stunden für den Nachwuchs im Einsatz

Die 47-jährige Profitrainerin hat mit ihren gut 100 Spielerinnen und Spielern ein grosses Team zu trainieren und zu betreuen. So ist sie für die ihr direkt unterstellten Nachwuchstalente für die Trainingsvorbereitung, die Administration, die Trainings, Spiele und Aufgebote sowie die Weiterbildung der Assistenztrainer und Trainer verantwortlich. So kommen rund zehn Stunden Eistraining pro Woche zusammen, dazu vier bis acht Stunden Spielcoaching und jede Menge Büroarbeit. «Bei einer 80-Prozent-Anstellung macht das schnell mal 50 bis 55 Stunden Arbeit pro Woche.» Sie sagt, dass es Freude und Bereitschaft für den schönsten Teamsport der Welt sei, sich so zu engagieren. «Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich möchte eines meiner Ziele hier umsetzen, aus der Breite Talente zu fördern, damit sie an die Spitze des Eishockeys gelangen.» Dank guter Ausbildung sollen die Nachwuchscracks zu kreativen und technisch versierten Eishockeyspielern werden. «Es lohnt sich doch, für die Kinder, Eltern und die Staff hier zu sein und sich voll dafür einzusetzen.»