Drei Millionen Budget: Swiss League für Seewen eine Schuhnummer zu gross

18.03.2024

«Die Geschäftsleitung und das Management könnten kaum mehr ehrenamtlich geführt werden.» Damian Freitag, Präsident EHC Seewen. Bild:Erhard Gick

Nach nur einem Jahr steigt der HCV Martigny wieder in die MyHockey League ab. Ein Aufstieg ist beim EHC Seewen nicht realistisch.

Erhard Gick

Der EHC Seewen hat sich in den letzten Jahren zu einem starken Spitzenteam in der MyHockey League formiert. Stark genug, um auch in die Swiss League aufsteigen zu können?

Damian Freitag, Präsident des EHC Seewen, verneint nicht kategorisch. «Es könnte durchaus ein Zukunftsziel sein, aber nicht in den nächsten Jahren und nicht unter den derzeitigen Voraussetzungen in der zweithöchsten Schweizer Eishockey-Liga», so der Brunner. «Kommt hinzu, dass ein solcher Aufstieg auch nachhaltig sein muss. Sonst haben wir eine Situation wie bei Martigny, das nach nur einem Jahr in der Swiss League wieder absteigt – freiwillig.» Die Swiss League sei in vielen Kriterien ein Abenteuer, meint er weiter, sei es in finanzieller, wirtschaftlicher, aber auch in sportlicher Hinsicht. «Um in der zweithöchsten Liga bestehen zu können, bräuchten wir, inklusive Nachwuchsabteilung, ein Budget von mindestens drei Millionen Franken, das ist im Moment nicht zu stemmen», führt Damian Freitag aus.

Alles im professionellen Bereich angesiedelt

Seewen spiele in der höchsten Amateurliga ein attraktives und spannendes Eishockey, wie es die Fans der Region gerne sehen würden. «Unser Ziel ist es deshalb, uns in den nächsten Jahren weiter zu etablieren und in der Rangliste jeweils die Playoff-Plätze zu festigen.» Ein Team in der Swiss League zu unterhalten, brauche einiges an Aufwand. Der ganze Spielbetrieb des Vereines könnte nicht mehr in der Freizeit gestaltet werden. Damian Freitag betont, dass es dazu einen professionellen Geschäftsführer, eine Firmengründung und ein professionell angestellter Staff benötigen würde.

«Die Geschäftsleitung und das Management könnten kaum mehr ehrenamtlich geführt werden», sagt Freitag weiter. Hinzu kommt, dass Restauration, Sitzplatzangebot (heute für 1100 Personen), Infrastruktur und Garderoben hinterfragt werden müssten. «Die ganze sportliche Euphorie nützt nichts, wenn der wirtschaftliche Hintergrund nicht vorhanden ist. So gesehen streben wir kein Abenteuer an, das maximal ein bis drei Jahre dauert», bilanziert Damian Freitag.

Er gehe davon aus, dass man in Martigny die Hausaufgaben nicht gemacht habe. Man müsse einen sportlichen Aufstieg auch bezüglich wirtschaftlicher Kriterien und Nachhaltigkeit eines solchen Projekts hinterfragen. Vor allem sollte ein solcher Aufstieg auch längerfristig geplant werden. Damian Freitag lässt auch leise Kritik am Verband nicht aussen vor. «Man müsste das Konzept der Swiss League hinterfragen. Ich bin überzeugt, dass die Schweiz eine zweite Profiliga braucht, aber die Rahmenbedingungen müssten angepasst werden», so der EHCS-Präsident. An je zwölf Teams festzuhalten, sei beispielsweise in der Swiss League wie in der MyHockey League in Ordnung. «Aber wenn man eine Liga aufstocken will, sollte es vorderhand keine Absteiger geben. Fragwürdig ist, dass es zwangsläufig Absteiger gibt, aber sportlich gesehen kann sich jedes Team weigern, aufzusteigen.»

Düdingen hat das diese Saison den Kopf gekostet, Martigny steigt nach nur einer Saison freiwillig ab, Chur geht rauf. Für viele Teams, die sportlich aufsteigen könnten, ist die Wirtschaftlichkeit für die höhere Liga nicht gegeben. Zudem müsste sich die öffentliche Hand in der ganzen Schweiz grundsätzlich darüber Gedanken machen, die Stadien-Erneuerungen finanziell zu unterstützen.