Der EHC Seewen schafft den Finaleinzug

17.03.2024

Das Stadion ausverkauft, Seewen in bester Spiellaune, die Zuschauer flippen aus: einfach nur «Hopp Seebä»! Die Mannschaft (im Bild Livio Langenegger, hinten Jonas Fries) spielte sich gestern Abend gegen Huttwil in den Final. Jetzt wartet Chur. Fest steht heute schon: Es ist der grösste Erfolg in der Vereinsgeschichte. Bild: Erhard Gick

Huttwil verliert nach begeisterndem Spiel im Zingel mit 2:4 und scheidet aus. Auf Seewen wartet im Finale der EHC Chur.

Pepi Kälin

Nach dem Last-Minute-Sieg in Huttwil am letzten Donnerstag hatten sich die Schwyzer fürs Heimspiel viel vorgenommen, nämlich nicht weniger, als den Sack möglichst schnell zuzumachen. Das Stimmungshoch wollte ausgenützt werden.

Aber das Spiel gestaltete sich aus den Startlöchern hinaus erwartungsgemäss ausgeglichen, schnell und attraktiv. Es war ein ständiges Hin und Her, aber auf beiden Seiten gespickt mit gefährlichen Fehlpässen. Eine gewisse Nervosität war nicht zu verkennen. In der 3. Minute hatte Livio Langenegger beinahe Erfolg mit einem frechen «Buebetrickli». Einen Schuss von Francesco Gärtner konnte Wyss im Huttwiler Tor gerade noch entschärfen. Auf der Gegenseite zischte ein Puck von Nico Gurtner knapp am Tor vorbei. Dann servierte Gärtner mit einem haarsträubendem Fehlpass Topskorer Timo Braus den Puck auf die Kelle. Dessen Schuss strich aber knapp übers Gehäuse. Dann waren – zur Freude der sehr zahlreich erschienenen Zuschauer – beidseits Chancen im Multipack zu bestaunen. Die Partie nahm richtig Fahrt auf. Einer dieser zahlreichen Chancen konnte Huttwil mit schönem Schuss zum Führungstreffer ausnützen. Gleich darauf folgte fast der Doppelschlag: Aber der Pfosten rettete für Seewen nach einem Schuss von Jan Andreas Weber. Huttwil powerte weiter, aber Seewen kam dann im Anschluss an diese Druckphase der Gäste mit Dean Schnüriger, Cyril Oehen, Luca Langenegger und Niklas Maurenbrecher zu grossen Ausgleichschancen. Es blieb beim knappen 0:1 nach einem attraktiven ersten Drittel.

Gutes Powerplay der Einheimischen

Im Mitteldrittel starteten die Oberaargauer etwas entschlossener, aber Seewen blieb hellwach und konterte mit schönen Spielzügen über mehrere Stationen. Der Ausgleich war verdienter Lohn hierfür. Das Spiel verlief weiter hart umkämpft, fair und äusserst spannend. Die erste Strafe in der 25. Minute überstanden die Gäste ohne Folgen. Und dies, obwohl das Powerplay der Einheimischen eigentlich ganz gut funktionierte. In der 28. Minute hatte Calvin Schleiss eine Riesenchance, aber mit vereinten Kräften konnte sich «Huttu» schliesslich befreien. Und in der 33. Minute schrammte ein strammer Schuss von Cyril Oehen knapp am Pfosten vorbei. Aber auch die Gäste kamen immer wieder zu ihren Chancen, fanden aber ihren Meister im sicheren Seebner Goalie Jay-Finn Kobler, der sich auch zwei Minuten vor Drittelsende im Boxplay mit seinen vier Mannschaftskameraden hervorragend wehrte. Es blieb beim leistungsgerechten Unentschieden und beim Spiel auf Messers Schneide.

Spannung pur bis zur Schlusssirene im Zingel-Hexenkessel

Mit einem Schuss von Maurenbrecher in die Fanghand von Wyss startete das Schlussdrittel. Einen kernigen Schuss auf Lattenhöhe von Joel Bieri hielt Kobler sicher. Der Match wogte immer noch hin und her, die Nerven waren angespannt, und die Spannung steuerte immer mehr auf den Siedepunkt zu. Ein Fehler da, eine Unkonzentriertheit dort, ein Geniestreich oder eine Disziplinlosigkeit konnte matchentscheidend sein. Dann nutzten die Gäste eine Überzahlsituation zum erneuten Führungstreffer aus: Pass vors Goal, und ein gekonnter Ablenker von Joel Bieri war erfolgreich.

Nun war Seewen einmal mehr gefordert. Und wie schon oft in dieser Saison wussten die Mannen von Coach «Zasi» Zahner eine Antwort: der als Best Player ausgezeichnete Jonas Fries skorte unter tosendem Applaus der Rekordzuschauerkulisse zum 2:2, und als Livio Langenegger sogar die erstmalige Führung bewerkstelligte, bebte der Zingel-Hexenkessel erst recht und war nach dem Schuss von Niklas Maurenbrecher ins leere Tor nicht mehr zu halten. In der 73-jährigen Vereinsgeschichte des EHC Seewen war Historisches erreicht: die erstmalige Finalqualifikation in der MyHockey League. Gegner wird dann der EHC Chur sein.

EHC Seewen - Hockey Huttwil 4:2 (0:1: 1:0, 3:1)

KEB Zingel, Seewen. – 1100 Zuschauer. – SR: Jonathan  Zbinden, Conrad Sidney/Gian Muggli.

Tore: 14. Marco Meyer (Gregory  Felder, Michael Ruch) 0:1. 23. Jan Schwitter (Calvin Schleiss, Sandro Steiner) 1:1. 48. Joel Bieri (Timo Braus, Silvan Hess / Ausschluss Tim Büeler) 1:2. 51. Jonas Fries (Luca Langenegger, Fabian Steinmann) 2:2. 57. Livio Langenegger (Jonas Fries) 3:2. 59. Niklas Maurenbrecher (Yannick Capaul) mit »Empty Netter» zum 4:2.

Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Seewen und 2-mal 2 Minuten gegen Huttwil.

Seewen: Jay-Finn Kobler; Francesco Gärtner, Robin Büeler, Livio  Reichmuth, Fabian Steinmann; Noé Bachmann, Tim Büeler; Devin Stillhardt; Niklas Maurenbrecher, Yannick Capaul, Aron Welter; Adrian Steiner, Dean Schnüriger, Cyril Oehen; Jonas Fries, Luca Langenegger, Livio Langenegger; Sandro Steiner, Calvin Schleiss,  Jan Schwitter.

Huttwil: Siro Nicola Wyss; Michael Minder, René Bruni; Nico Gurtner, Remo Bieri; Silvan Aebi, Marius Schwegler; Loic Vögeli, Gregory Felder; Timo Braus, Michael Lüdi, Fabian Haldimann; Yannick Lerch, Joel Bieri, Robin Nyffeler; Michael Ruch, Silvan Hess, Marco Meyer; Jan Andreas Weber, Janik Lanz, Timon Nyffeler.

Bemerkungen: 57. Timeout Huttwil und ab 56:24 bis 58:53 und ab 59:30 ohne Goalie mit sechstem Feldspieler. Stadion Zingel mit 1100 Zuschauern ausverkauft.