Der EHC Seewen ist nur zweiter Sieger

30.03.2024

Die Seebner jubeln über den Anschlusstreffer.
Bild: Geri Holdener

In der Finalissima gewinnt der EHC Chur mit 3:1 und wird Schweizer Amateurmeister

Spiel fünf und Showdown in dieser äusserst intensiven und nervenaufreibenden Finalserie zwischen Chur und Seewen stand am frühen Samstagabend an. Nach dem dramatischen Spiel im Zingel, das Chur im Penaltyschiessen gewann, musste es nun eine endgültige Entscheidung im Thomas Domenig Stadion in Chur geben. Wie sagte doch Seewen’s Stürmer Sandro Steiner trotz Enttäuschung nach dem letzten verlorenen Spiel treffend: „So ist’s halt im Hockey, aber jedes Sportlerherz liebt auch das alles entscheidende Spiel 5, alles gut.“
So wollten beide Teams nochmals alles geben, die letzten Kraftreserven zum Saisonende auspacken, um den Pokal nach Hause zu holen. Die Einheimischen mussten Serge Weber ersetzen, währenddem die Gäste auf Francesco Gärtner und Luca Langenegger verzichten mussten. Dafür rückten Raphael Krämer und Corsin Riatsch ins Team. Von den Langenegger-Brothers war somit, nachdem auch Fabio schon länger verletzt ausfiel, nur noch Livio in dieser Finalissimo auf dem Eis.
Das Spiel begann für Seewen um einiges besser, als im letzten Heimmatch, denn Niklas Maurenbrecher vergab gleich eine Riesenchance und Seewen powerte weiter. Allerdings waren dann nur noch Halbchancen zu verzeichnen und ab der achten Minute glich sich das Spiel aus und Chur beschäftigte auch Jay-Finn Kobler im Seewen Tor des öftern. Es blieb aber beim gerechten, torlosen Remis bis zur ersten Drittelspause.

Auch zu Beginn des zweiten Drittels neutralisierten sich die beiden Teams grösstenteils, die Defensiven mit ihren starken Torhütern hatten alles im Griff. Die grössten Chancen spielten sich in der 26. Minute ab, als zuerst Marha und Bleiker im Zusammenspiel Seewen‘s Goalie beschäftigten und im Gegenzug Dean Schnüriger mit einem gefährlichen, abgefälschten Schuss nicht ins, sondern aufs Tor traf. In der 29. Minute kam Chur zuerst mit Glück um die erste Strafe herum, die aber unmittelbar darauf in einer nächsten Szene wegen Haltens dann gegeben wurde. Das Powerplay der Gäste lief gut, aber Zählbares schaute auch da leider nicht heraus. Dann kam die 34. Minute, als bei einem Angriff der Seebner die erste Strafe gegen sie angezeigt wurde. Man war dann in der Rückwärtsbewegung bei 6 gegen 5 etwas unsortiert, was Burkhalter mit einem genauen Pass ausnützte, Rubin lancierte und dieser mit einem präzisen Schuss ins rechte Eck traf. Der EHC Seewen war einmal mehr in Rücklage und musste sich wieder etwas sammeln. Chur war dann eher näher beim Führungsausbau, als Seewen dem Ausgleich.

Alles offen – Schlussdrittel musste entscheiden
Zuversicht war aber natürlich nach wie vor angebracht und auch die grosse, lautstarke Anhängerschaft Seewen’s glaubte daran und unterstützte das Team enthusiastisch. In der 42. Minute parierte Chur’s Goalie einen guten Schuss Calvin Schleiss‘, gleich darauf auch einen solchen von Aron Welter und etwas später von Adrian Steiner, allesamt aus praktisch identischen Positionen von der rechten Seite. Seewen drückte und Chur spielte nur noch auf Konter. Dann tauchten Capaul und Welter im Zusammenspiel gefährlich vor Riesen auf. Eine Topchance bot sich dann in der 47. Minute Maurenbrecher, aber es wollte nicht klappen, nein, fast kriegte man im Gegenangriff mit einem gefährlichen Backhandschuss den zweiten Verlusttreffer. Ein verlorener Zweikampf an der Bande war dann Ursprung des zweiten Gegentreffers, als ex Ambri-Spieler Marha profitierte und den Puck trocken unter die Latte schoss. Aber wer Seewen Ausgabe 2023/24 kennt, wusste, die geben niemals auf. Es wurde aus allen Lagen geschossen, in der 58. Minute ein Timeout genommen und den Torhüter mit einem sechsten Feldspieler ersetzt. Und siehe da, Topskorer Maurenbrecher setzte sich an der Bande links durch, passte in die Mitte, wo Livio Langenegger den Puck erfolgreich ins Tor ablenkte. Einer turbulenten Schlussphase stand nichts mehr im Wege, es waren noch fast volle zwei Minuten zu spielen. Vor allem die erste Linie Seewen’s powerte weiter, war dem Ausgleich nochmals sehr nahe, aber eben immer mit dem Risiko eines dritten Gegentreffers. Vorerst verhinderte der Pfosten diesen, aber 13 Sekunden vor Schluss dann doch noch ein Schuss ins leere Tor, die Entscheidung war gefallen und Chur jubelte und feierte mit seinem zahlreichen Anhang den Schweizer Amateurmeistertitel. Der EHC Seewen unter Raphael Zahner und Lars Hofmann musste sich derweil mit der Silbermedaille begnügen. Nach der ersten Enttäuschung wird man sich schnell sammeln und sicher die sensationelle Saison 2023/24 gebührend feiern. Vor allem die Finalspiele gegen Chur waren allesamt beste Werbung fürs Schweizer Amateur-Eishockey.
Hart umkämpft, aber fair, temporeich und mit wenig Unterbrüchen, was sicherlich auch das Verdienst des SR-Trios war. Sie waren in der Finalissima nie ein Thema, fielen nicht auf, das heisst mit andern Worten absolut auch finalwürdig und mit guter Leistung. Für den Aussenseiter EHC Seewen soll es mehr als ein Trost für die Finalniederlage sein, dass mit diesen Leistungen und dieser Ausbeute aus der erfolgreichsten Saison 23/24 Historisches in der 73jährigen Vereinsgeschichte geschrieben wurde.

MyHockey League Playoff Final EHC Chur – EHC Seewen 3:1 (0:0 1:0, 2:1)

Thomas Domenig Stadion, Chur, 3000 Zuschauer (ausverkauft) – SR: Steve Dreyfus, Gian Muggli/Yanick Stryffeler.

Tore: 34. Lukas Rubin (Mika Burkhalter, Mischa Bleiker) 1:0, 49. Simon Jan Marha (Timo Demuth) 2:0,   59. Livio Langenegger (Niklas Maurenbrecher) 2:1; 60. Daniel Carbis mit Empty Netter zum 3:1.
Strafen: 1 mal  2 Minuten gegen Chur und keine Strafe gegen Seewen.
EHC Chur: Niels Riesen; Simon Lüthi, Denys Rubanik; Koren Charles Winter, Samuele Pozzorini; Cedric Gysi, Lukas Rubin; Lars Kieni; Mischa Bleiker, Timo Demuth, Simon Jan Marha; Luca Wyss, Robin Ramsauer, Greg Halberstadt; Daniel Carbis, Ronny Dähler, Lars Frei;  Mauro Frehner, Mika Burkhalter, Robin Schwab; Tom Frehner.
EHC Seewen: Jay-Finn Kobler; Devin Stillhardt, Robin Büeler; Livio Reichmuth, Fabian Steinmann; Noé Bachmann, Tim Büeler; Raphael Krämer; Niklas Maurenbrecher, Yannick Capaul, Aron Welter; Adrian Steiner, Dean Schnüriger, Cyril Oehen; Jonas Fries, Jan Schwitter, Livio Langenegger; Sandro Steiner, Calvin Schleiss, Ramon Schnüriger; Corsin Riatsch.
Bemerkungen: 57:39 Timeout Seewen und ab dann ohne Torhüter mit sechstem Feldspieler. 59. Pfostenschuss Chur