«Der EHC Seewen hat in der Region vieles bewegt, man identifiziert sich mit ihm»
Robin Büeler ist als Captain des EHC Seewen der Rückhalt der Mannschaft. Der 30-Jährige fällt für den Rest der Saison mit einem Kreuzbandriss aus, wirkt aber kurz vor den Playoffs dennoch im Team.
von Erhard Gick
Sie haben sich im Dübendorf-Spiel von Ende Januar am Knie verletzt. Was ist genau passiert?
Der Puck lag in unserem Drittel an der Bande. Ich fuhr auf den Puck zu, mit einem Gegner im Rücken, und bremste ab. Mein Fuss blieb an der Bande stehen, wie eingeklemmt. Der Gegenspieler hat mich gecheckt, der Fuss konnte sich nicht bewegen. Beim Check mit dem Oberkörper hat das wohl schwächste Glied nachgelassen. Das Kreuzband ist gerissen. Der Check war nicht ganz sauber, hätte aber höchstens eine Zwei-Minuten-Strafe abgesetzt.
Die Verletzungshexe suchte den EHC Seewen diese Saison regelmässig heim. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Stimmt. Wir hatten sehr viele Verletzte, in einer gewissen Regelmässigkeit. Jetzt sind wieder alle zurück, deshalb haben wir derzeit einen sehr grossen Kader. Auch Fabio Langenegger ist jetzt als Langzeitverletzter wieder im Team. Die Situation war in der Saison nicht immer einfach, aber wir haben das gut kompensiert und trotzdem auf sehr hohem Niveau gespielt.
Wie belastet Sie das als Captain?
Die Situation ist tatsächlich belastend. Man hat nicht gerne verletzte Spieler im Team. Jetzt muss man als Captain auch ein wenig vermitteln. Mit dem grossen Kader können nicht immer alle spielen, aber jeder will spielen. Aber das gehört beim Sport dazu. Ich sorge mitunter auch dafür, dass die Spieler, die «bänkeln» müssen, trotzdem motiviert sind und die Freude nicht verlieren.
Zurück zu etwas Positiverem. Dem EHC Seewen läuft es diese Saison trotz der vielen Verletzungen hervorragend. Was ist das Rezept?
Das Team harmoniert sehr gut. Abgänge der letzten Saison konnten gut kompensiert werden. Neue Spieler wurden gut aufgenommen und haben sich ausgezeichnet im Team integriert. Wir haben das beste Defensivspiel der Liga, aber die Tore fallen nicht mehr so leicht wie letzte Saison. Unser Aufwand für den Erfolg ist bedeutend grösser geworden. Wir müssen wieder mehr Biss erarbeiten. Aber gesamthaft gesehen, stimmt das Rezept.
Was ist die grösste Herausforderung, der Sie sich als Captain stellen müssen, und wie meistern Sie diese?
Wenn Spieler Ideen haben und ich diese dem Coach mitteilen muss. Man muss dafür sorgen, dass alle zufrieden sind. Als Captain muss man auch Lösungen erarbeiten, die für alle stimmen, viel reden und gleichzeitig meine eigene Sicht der Dinge aufzeigen.
Wie gehen Sie mit dem Druck um, der Ihnen mit Ihrem Amt aufgeladen wurde?
Ich kann nach drei Jahren in meinem Amt gut damit umgehen. Im ersten Jahr habe ich schon gespürt, dass diese Aufgabe an meiner Leistung gezehrt und geschadet hat. Im letzten Jahr und in der laufenden Saison ist es mir aber gut gelungen, mein Spiel und meinen Auftrag ohne Leistungsverlust auszuführen. Ich konnte schon letztes Jahr die Leistung abrufen, die ich von mir persönlich verlange. Jetzt hat mich die Verletzungshexe eingeholt, ich versuche aber, trotzdem von aussen Inputs zu geben.
Was sind die Stärken und die Schwächen in Ihrem Team?
Die Stärke ist die Einheit im Team. Und wir verfügen über sehr gute Torhüter. Wenn wir in den Playoffs weiterkommen wollen, braucht es die besten Torhüter, und die haben wir. Unser Boxplay ist eine Stärke von uns. Unsere Schwäche ist, dass wir zu viele Chancen benötigen und eine zu kleine Tor-Ausbeute haben.
Wie sehen Sie die Rolle des EHC Seewen in der Gesellschaft, in der Region?
Vor allem in der letzten Saison spürten wir das wachsende Interesse. Man sieht viele Leute in der Region, die auch in der Freizeit mit dem Seewen-Pullover herumlaufen. Das sagt doch vieles. Der EHC Seewen hat in der Region einiges bewegt. Das ist vielleicht auch eine Folge davon, dass in unserem Team viele Einheimische spielen. Man identifiziert sich mit Seewen. Wir Spieler wiederum scheuen den Kontakt zu den Fans nicht. Nach dem Spiel mischen wir uns unter die Zuschauer.
Was war Ihr schönstes Tor in dieser Saison?
Ich habe in dieser Saison in 15 Spielen nur eins geschossen, folglich war es jenes. Ich messe mich nicht an Toren. Mir sind nicht die Punkte wichtig, aber ich habe als Verteidiger viele Hundert Tore vermieden.
Wie vereinbaren Sie Eishockey mit Privat- und Berufsleben?
In Seewen gilt die Regel, zuerst die Familie, dann der Beruf und danach das Hockey. Ich denke, meine Freundin muss oft hinten anstehen. Aber es ist gut, wenn man das nötige Verständnis dafür erhält. Auch im Job muss man manchmal zurückstehen. Es braucht einen Chef, der das mitträgt. Wenn ich dort gebraucht werde, bin ich da.
Wie ist die Rolle Ihres Vaters Richard, der selbst Spieler bei Seewen war?
Ich spiele dank ihm Eishockey. Er besuchte mit uns die Eishalle, hat uns bei den Piccolos untergebracht und wurde selbst Trainer. So kamen ich und mein Bruder Tim zum Eishockey. Ich denke, wäre er Fussballer gewesen, würde ich heute Fussball spielen.
Weshalb sind Sie Verteidiger?
Früher war ich Stürmer. Es hat aber immer zu wenige Verteidiger, weil der Job nicht so attraktiv ist. Ich wurde umgepolt, umgeschult. Als Verteidiger kann man gut Einfluss auf das Spiel nehmen, besser noch als die Stürmer. Mein Bruder Tim war immer Verteidiger. Nach meiner Umschulung hatte ich mit Fabian Gull einen guten Lehrmeister neben mir. Er gab mir viele Tipps, von ihm konnte ich viel profitieren.
