«Seewen ist eine Herzensangelegenheit»
Jöggi Horvath ist nicht nur Gastwirt und Eismeister beim EHC Seewen im Zingel, er ist auch ein eingefleischter Fan.
Erhard Gick
«Das ist doch fantastisch, was die Jungs da auf dem Eis zeigen. Hut ab vor dieser Leistung der Amateure. Den Teamspirit, den spürt man nicht nur hier im Zingel, der hat den ganzen Talkessel erfasst», schwärmt Jöggi Horvath. Er ist der Gastwirt für den EHC Seewen und auch Eismeister. Er ist aber weit mehr als nur Seewens Beizer. Er ist ein Fan mit Herz und Seele und Seewen im Blut.
«Es friert mich jedes Mal, wenn ich zu Spielbeginn raus ins Stadion gehe und die Landeshymne gespielt wird. Das gibt richtig Hühnerhaut. Und heute spielen sie die Hymne für unser Team», ist der in Brunnen wohnhafte Fan des EHC Seewen überzeugt. Er wundert sich nicht, dass die ganze Region mit dem Schwyzer Verein im Playoff-Final mitfiebert. «Seewen ist einfach speziell, eine grosse Familie. Seewen ist eine Herzensangelegenheit. Die Freude des Teams überträgt sich auf die grosse Seebner Fan-Familie», sagt Wirt Jöggi Horvath.
500 Liter Zapfbier und 30 Harassen benötigt
Er sagt, da könne man nach Chur fahren, in dieses grosse Stadion mit 2500 Besuchenden, wie er das am Dienstag getan habe – aber die Stimmung, wie man sie im Zingel vorfinde, sei einzigartig. «Die nimmt dich in Besitz, sie geht in dich, sie packt dich. Man spürt bis ins Restaurant, wie die Seebner Fans das Spiel erleben, wie sie das Team anfeuern. Man spürt den Nervenkitzel, die Stille und dann die Erlösung, wenn die Fans nach dem Sieg toben. Im Zingel ist einfach alles näher, enger, schöner, nicht wie in einem grossen Stadion wie in Chur», sagt der Brunner.
Wenn Seebner Fans feiern, dann wird auch mal ein Glas Bier – oder auch zwei – getrunken, oder ein Kaffee mit Gügs. «Am letzten Samstag ist mir doch tatsächlich fast das Bier ausgegangen. 500 Liter Zapfbier und 30 Harassen des Gerstensaftes benötigten die Fans, um ihrer Freude Ausdruck zu geben und den Sieg zu feiern», sagt der Wirt vom Zingel. Wie viele Kaffees über die Theke gingen, weiss er nicht so genau.
Er sei dann schon froh, wenn das Team am Donnerstag zu Hause den Titel hole. «Das Feiern mit dem Team und den Fans ist schön, das schönste sportliche Ereignis, aber auch anstrengend für das ganze Helferteam. Am letzten Samstagsspiel hatte ich am frühen Sonntagmorgen Feierabend, es wurde nach fünf in der Früh.» In Chur hat Seewen am Dienstag verloren, aber zwei Matchpucks hat der Schwyzer Verein noch. Jetzt fiebert Jöggi Horvath mit dem Team mit, ist überzeugt, dass in Seewen das Eis besser und nicht so träge ist wie in Chur. Woher er das weiss? Ganz einfach: «Als Eismeister sieht man es einfach. In Chur konnte Seewen seinen läuferischen Vorteil gegen Chur nicht nutzen. Hier im Zingel haben wir schnelleres Eis, das kommt meinen Jungs entgegen», sagt er. Ja, er spricht von seinen Jungs, denn sie sind auch regelmässig bei ihm zu Gast, und da wird dann natürlich diskutiert. Und mittendrin ist auch der Brunner, der für das Team immer ein offenes Ohr hat.
Nicht immer Zeit, das Spiel zu schauen
Wenn Spielbetrieb sei, dann habe er nicht immer genug Zeit, um sich die Partie anzuschauen. «Meist bin ich bei meinem Team und helfe mit. Und wenn ich im Stadion unterwegs bin, mit Material, bekommt man trotzdem mit, wenn sich etwas Dramatisches abspielt.» Ja, er sei schon ein wenig angespannt, was jetzt abgehen werde im Zingel. Eismeister Jöggi ist aber überzeugt, dass die Jungs es schaffen werden. «Den Kübel lassen sie sich nicht mehr entgehen», meinte er weiter und meint mit dem Kübel natürlich den Meisterpokal. In Gedanken ist der Eismeister und Gastwirt von Seewen bereits wieder beim Spiel vom Donnerstag. 100 Portionen Ghackets mit Hörndli, Hunderte Würste, ein paar Hektoliter Bier, zig Portionen Pommes frites, Eingeklemmte usw. wollen gerüstet werden und sind bereit für die Fans. «Bier und Schnaps habe ich eingekauft, ich hoffe, es reicht für die Feier», schmunzelt Jöggi Horvath.